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Zeitschrift PULSAR Nr. 9 November 2020

Pulsar-Cover
•  Sucht und Suche in modernen Zeiten
•  5G – Fortschritt um jeden Preis? – Teil 2
•  Naturheilkunde: Mit Schiele-Bädern gesund durchs Jahr
•  Unsere menschlichen Laster
•  Tagträume mit heilender Kraft
•  Sucht und Psyche
•  Entheogene Drogen: Nahrung der Götter
•  Hanf – grüne Quelle der Gesundheit?
•  Hund und Wolf

•  Süchte 2.0: Die Glücksspielsucht

•  Heilkunde: Die Sucht, der Rausch und die Erlösung
•  Gesund alt werden
•  7 Tipps zum Hausausräuchern
•  Depressionen – Hilfeschrei der Seele

•  uvm.

 

 

Dr. Ruediger Dahlke

Sucht und Suche in modernen Zeiten

Fehlgeschlagene Versuche, den eigenen Lebensweg zu finden

In alten Zeiten galt jedes Krankheitsbild als Sucht. Das mittelhochdeutsche Wort „suht“, das aber bereits Sucht ausgesprochen wurde, stand noch für Krankheit schlechthin. Auch in unserer heutigen Medizin finden sich noch Spuren davon, nennen wir doch die Leberentzündung bis heute noch „Gelbsucht“. Und es ist noch nicht so lange her, da hieß die Tuberkulose Schwindsucht und die Epilepsie Fallsucht, die agitierte Psychose Tobsucht, die Ödemneigung Wassersucht und die Anämie Bleichsucht. Hildegard von Bingen sprach noch von 35 Lastern oder Süchten und meinte damit alle Krankheitsbilder. Von den 35 seien 29 mit Fasten zu heilen, wusste sie bereits und heute sind es die Koryphäen der modernen Medizin wie Mark Matson und Valter Longo, die es als Jungbrunnen wieder entdecken

Inzwischen ist aber der Begriff Sucht eingegrenzt auf einen kleinen Teilbereich der Medizin und selbst innerhalb der Suchtkrankheiten grenzen wir immer mehr aus. Für viele bedeutet Sucht heute nur noch Drogensucht und diese wiederum ist auf die Heroinsucht reduziert. Die eigene Nikotin-, Alkohol oder Arbeitssucht wird schon gar nicht mehr dazugerechnet. Wir wollen wohl heute von der Sucht nicht mehr viel wissen und sie reduzieren und minimieren, aber leider nur im Sinne von verdrängen. Immerhin ist es die Habsucht, die unsere Welt so verheert, und die Eifersucht, die unsere Beziehungen ruiniert.

Tatsächlich wollen wir überhaupt von Krankheitsbildern heute nicht viel wissen, obwohl sie uns so viel zu sagen hätten und uns mehr über uns selbst mitteilen könnten, als viele heute glauben wollen. In Büchern von „Krankheit als Weg“ bis „Krankheit als Symbol“ schreibe ich gegen diesen modernen Trend der Unwissenheit in diesem Bereich an. Sucht hat von der Be-Deutung her mit Suche zu tun. So finden wir in der Tiefe jeder Sucht Hinweise auf fehlgeschlagene Versuche, den eigenen Lebensweg zu suchen und zu finden.

Spirituell-religiöse Suche

Früher galt die spirituell-religiöse Suche als das Entscheidende im Leben, aber auch im profanen Bereich gingen die Handwerksgesellen auf Wanderschaft, um Erfahrungen zu machen und wohl auch um die Welt kennenzulernen und ihrem Lebenssinn näher zu kommen. Deshalb nahm man Probleme in diesem Bereich äußerst wichtig und hielt sie für lebensentscheidend. So wurden Krankheitsbilder, die deutlich machten, dass etwas auf dem Lebensweg nicht stimmte, rasch in Beziehung zur gescheiterten Suche gebracht und im Hinblick auf dieses zentrale Thema „Sucht“ genannt. Heute andererseits, wo der überwiegende Teil der Bevölkerung die Suche nach eigenem Lebenssinn und -weg ignoriert, ergeben sich aus dieser Ignoranz wesentliche Krankheitsbilder.

Als zentrale, aus dem Bewusstsein verdrängte Themen, sinken sie in den Schatten und verschaffen sich später auf anderen Ebenen Raum. So wird der Körper zur Bühne für eine Fülle von Krankheitsbildern, aber auch die Psyche und das Sozialverhalten. So haben wir uns heute, wo die Mehrheit gar nichts mehr von der Suche wissen will, mehr Suchtprobleme als zu allen uns überlieferten Zeiten. Die bürgerliche Gesellschaft hat mit Abstand das höchste Suchtpotenzial und treibt ihre Kinder unwissend, aber sehr zielstrebig in überall entstandene Suchtszenen. Wo Suche zu kurz kommt, droht Sucht. Insofern verdienen wir unser enormes Suchtpotenzial.

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Den gesamten Artikel finden Sie in der dieser PULSAR-Ausgabe.